
ausstellung
ARCHITECTURE+TECHNOLOGY AWARD 2006. Europäischer Preis für Architektur und Technik
9. Mai 2006 – 0:00 – 4. Juni 2006 – 0:00

9. Mai bis 4. Juni 2006
Gleich für zwei Siegerprojekte hat sich die internationale Jury des Architecture+Technology Award, Europäischer Preis für Architektur und Technik, entschieden. Das Preisgeld in Höhe von 75.000 Euro teilen sich die Teams, die für die Projekte Neubau des Verwaltungsgebäudes der SOKA-BAU in Wiesbaden und für das Kunsthaus in Graz die Unterlagen einreichten. Für den Neubau der SOKA-BAU erhalten die Architekten Professor Thomas Herzog und Hanns Jörg Schrade von Herzog+Partner, Dipl.-Ing. Architekten BDA aus München und die projektbeteiligten Ingenieurbüros (Bartenbach, DS-Plan, Hausladen, Hross, Kaiser, Sailer Stepan u.a.) ein Preisgeld in Höhe von 37.500 Euro. Für das Kunsthaus in Graz bekommen die Architekten des Architekturbüros Spacelab/UK, Peter Cook, Colin Fournier aus London und das Ingenieurbüro Bollinger+Grohmann aus Frankfurt am Main den Siegerscheck in Höhe von 37.500 Euro überreicht.Der zusätzlich mit 10.000 Euro dotierte Nachwuchspreis, der New Talents Award, geht an Eugenio Pedrazzini aus Lugano. Der Ingenieur erhält den Preis für die drei neuen Flaz-Brücken in Samedan, Graubünden, in der Schweiz.
Besondere Anerkennungen gehen an insgesamt drei Projekte:
Die Hauptverwaltung der Gelsenwasser AG in Gelsenkirchen von den Architekten Anin.Jeromin.Fitilidis & Partner, Architekten & Ingenieure aus Düsseldorf und der Ingenieurgesellschaft Transsolar Energietechnik aus Stuttgart.
Die Geschäftsstelle der Südwestmetall in Heilbronn von Dominik Dreiner Architekt aus Gaggenau und wiederum der Ingenieurgesellschaft Transsolar Energietechnik ausStuttgart.
Das XLAB, ein Göttinger Experimentallabor für junge Leute, realisiert von den Architekten Bez + Kock aus Stuttgart in Zusammenarbeit mit der Ingenieurgesellschaft Weischede, Herrmann + Partner, ebenfalls Stuttgart.
Die feierliche Preisverleihung fand in der Frankfurter Paulskirche statt.Vom 09.05.06 – 04.06.06 werden die Projekte in einer Ausstellung des Deutschen Architektur Museums in Frankfurt gezeigt.
Der Jury lagen insgesamt 48 Einsendungen aus zwölf Ländern vor, die alle nach den Kriterien eines vorbildlichen Zusammenspiels von Architektur und Technik zu bewerten waren. Zur Jury zählten:
Professor Dr. Dr. h.c. Meinhard von Gerkan, von Gerkan, Marg und Partner Architekten, Hamburg (Vorsitzender der Jury)
Professor Brian Cody, Institut für Gebäude und Energie der Technischen Universität Graz
Professor Dr. Stephan Engelsmann, Werner Sobek Ingenieure, Stuttgart
Professor Dr. Roland Koenigsdorff, Fachhochschule Biberach
Martin Lepper, ECE Projektmanagement GmbH & Co. KG, Hamburg
Sebastian Redecke, Redaktion Bauwelt, Berlin
Francis Soler, Architectures Francis Soler, Paris
Dr. Heinrich Wefing, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Berlin
Gert Wingardh, Wingardh Architektkontor AB, Göteborg
Die Beurteilungen der beiden Siegerprojekte durch die Jury lauten:
Neubau SOKA-BAU: Der Neubau der SOKA-BAU in Wiesbaden besticht durch einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem von der Baukörperanordnung bis zur Tageslichtführung, der Auswahl wartungsarmer Materialien und einem ausgereiften Haustechnikkonzept die Herausforderungen energiebewußten Bauens mit großer Souveränität gemeistert wurden. Ebenso wie die technologischen Aspekte dabei effizient und eher zurückhaltend in Erscheinung treten, so hat auch die ruhige Gestaltung der Baukörper durch ihre unspektakuläre Formensprache Langzeitqualitäten. (…) Die Grundbeheizung und -kühlung der Büros erfolgen durch thermische Betonkernaktivierung, deren Nutzung durch Verzicht auf abgehängte Decken und Doppelböden maximiert wird. (…). Die eigens für das Projekt entwickelte Fassade zeigt in besonderer Weise den hohen und konsequenten Integrationsgrad von Architektur und Technik des Bauvorhabens. Das Konzept der natürlichen Belüftung über die Holzfassade wird durch längsgerichtete Durchlüftung der gestuft angeordneten Baukörper ergänzt. Das Energieversorgungskonzept setzt auf eine eigene Basisversorgung mit Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung, um den Primärenergiebedarf zu minimieren. Der Bau ist beispielhaft für eine konsequente Architekturauffassung, die resourcenschonendes, intelligentes Bauen aus der Nische verschrobener Öko-Häuser in eine selbstbewusste, gestalterisch anspruchsvolle Normalität überführt hat. Dass ihm dabei das Spektakuläre fehlt, ist Teil dieser Haltung und kein Defizit.
Kunsthaus Graz: Der visionäre Wettbewerbsentwurf des Kunsthauses Graz erforderte bei seiner Realisierung ein außerordentlich hohes Maß an integrativer Zusammenarbeit zwischen Architekten, Ingenieuren und ausführenden Firmen. Es galt, bei knappem Kostenbudget eine geeignete Konstruktion für den geometrisch sehr anspruchsvollen Freiformkörper zu finden. Die Tragwerksplaner optimierten den Wettbewerbsentwurf in Hinblick auf Tragverhalten und Herstellbarkeit. Sie entwickelten eine doppelt gekrümmte Gitterstruktur aus geschweißten Stahlhohlprofilen, um eine Schalentragwirkung zu aktivieren. Ebenso anspruchsvoll war die Planung und Fertigung der äußeren Acrylglas-Hülle. Auch wenn die Medienfassade das markanteste Element des Gebäudes darstellt, steckt das Bauwerk voller weiterer technischer Herausforderungen, wie etwa die frei tragende „needle“, als Aussichtspunkt oberhalb des „Eisernen Hauses“. Ihre direkte Anbindung an die große amorphe Blase zeigt, ebensowie die charakteristischen Dachzapfen, die Konsequenz der eklektischen Morphologie des Architekten, die sich bis auf das Archigram-Projekt „Walking City“ von 1964 zurückführen lässt. Hierbei handelt es sich um eine Architektur, die so bisher technisch nicht realisierbar war. So stellt das Gebäude gleichzeitig ein neuartiges, zeitgenössisches Projekt und die späte Frucht einer modernistischen Utopie dar (…).
Die Träger des Preises sind neben der Messe Frankfurt der Bund Deutscher Architekten BDA/Union Internationale des Architectes UIA, Verband Beratender Ingenieure VBI, Deutsches Architektur Museum DAM, Fachinstitut Gebäude-Klima FGK. Unterstützung erfährt der Preis von der Europäischen Kommission Joint Research Centre JRC im Rahmen des European GreenBuilding Programme.
Der nächste Architecture+Technology Award wird auf der Light+Building 2008 ausgelobt und zur ISH 2009 verliehen.